Am Anfang steht die Frage: Was ist das vegetative Nervensystem? Es ist ein komplexes Wechselspiel, das aus zwei Polen besteht. Auf der einen Seite gibt es den Sympathikus, den Antreiber, und auf der anderen Seite steht der Parasympathikus, der für die Erholung zuständig ist. Beide zusammen bilden das vegetative Nervensystem, das auch VNS abgekürzt wird. Dabei gilt das vegetative Nervensystem als autonom, was bedeutet, dass es willentlich nicht direkt gesteuert werden kann. Im Gegenteil: Das vegetative Nervensystem steuert biologisch festliegende, automatisch ablaufende innerkörperliche Vorgänge. Beispiele dafür sind der Herzschlag, die Atemfrequenz, das Weiten und Verengen der Blutgefäße, Schwitzen und alle Funktionen der inneren Organe.

Das Gegenstück zum vegetativen Nervensystem ist übrigens das somatische oder animalische Nervensystem. Damit können wir unseren Körper gezielt steuern. Dabei überschneiden sich beide Systeme teilweise auch. Ein Beispiel dafür ist die Lunge, oder genauer die Atmung. Sie geschieht unwillkürlich und kann auch gezielt gesteuert werden, wenn wir etwa den Atem anhalten. Beide Systeme, also das vegetative und das somatische, nutzen das zentrale Nervensystem in Gehirn und Rückenmark und auch das periphere Nervensystem.

Sympathikus und Parasympathikus

Das Zusammenspiel der beiden Gegenpole reicht weit in die Entwicklung des Menschen zurück. Bei einem Angriff oder der Flucht steigt der Blutdruck, der Herzschlag nimmt zu und der Puls steigt. Der Körper wird dadurch leistungsfähiger und wappnet sich. Der Parasympathicus steht für das Gegenteil: Er sorgt dafür, dass der Körper entspannt, zur Ruhe kommt und sich erholt. Ist der Körper gesund, befinden sich Sympathikus und Parasympathikus in Balance. Bei andauerndem Stress oder bei Krankheiten kommt das Gleichgewicht durcheinander: Der laufende Ausgleich von Erregung und Ruhe wird zu einem Dauerstress, bei dem der Sympathikus laufend die Oberhand hat. Damit steigen Blutdruck und Blutzuckerspiegel. Gleichzeitig zieht sich der Parasympathikus zurück und damit werden auch Verdauung und Immunsystem auf Sparflamme betrieben. Damit einher gehen können zum Beispiel dauerhafter Bluthochdruck, Burn-out-Syndrom oder eine chronische Gastritis.

Die Analyse des vegetativen Nervensystems sorgt dafür, Störungen und Ursachen zu identifizieren. Sie kann sogar Erkrankungen in dem Sinn prognostizieren, dass Störungen im vegetativen Nervensystem schon feststellbar sind, wenn sich zum Beispiel ausgewählte Blutwerte noch in einem normalen Rahmen bewegen.

Das Herz als messbarer Spiegel des vegetativen Nervensystems und Alarmgeber

Das Herz wird in den Phasen von Anspannung und Entspannung unmittelbar von Sympathikus und Parasympathikus gesteuert. Damit, oder genauer mit dem Herzschlag, lässt sich der Zustand des vegetativen Nervensystems ablesen. Dabei steht die Herzfrequenzvariabilität im Zentrum. Sie beschreibt den zeitlichen Abstand von Herzschlag zu Herzschlag und vor allem die Veränderungen darin. Die Herzfrequenzvariabilität wird auch Herzratenvariabilität und Herzrhythmusvariabilität genannt. Hin und wieder taucht auch das Kürzel „HRV“ für „Heart Rate Variability“ auf. Bei allem sind aber immer die Zeitabstände von Herzschlag zu Herzschlag in Millisekunden gemeint. Bei der VNS-Analyse wird die Herzfrequenzvariabilität mit ihren Schwankungen gemessen. Eine große Variabilität ist dabei ein gutes Ergebnis, weil es zeigt, dass Sympathikus und Parasympathikus im ausgeglichen Wechselspiel arbeiten und das vegetative Nervensystem gut auf Anspannungen regieren kann – und sich aber auch wieder entspannen kann.

Eine alte, eine sehr alte Erkenntnis

Übrigens, dass der Herzfrequenzvariabilität eine große Bedeutung für die Gesundheit zukommt, hat bereits ein chinesischer Arzt im dritten nachchristlichen Jahrhundert beschrieben. Sinngemäß sagte er: „Wenn der Herzschlag so regelmäßig wie das Klopfen des Spechts ist oder wie der Tropfen des Regens auf dem Dach, dann wird der Patient innerhalb von vier Tagen sterben.“

FAQ: Drei wichtige Fragen und Antworten zur VNS-Analyse

Was ist die VNS-Analyse?

Mit der VNS-Analyse wird die Herzfrequenzvariabilität festgestellt. Mit ihr kann auch eine Aussage über den Zustand des vegetativen Nervensystems getroffen werden. Im Grundsatz gilt, je höher die zeitliche Variabilität zwischen den Herzschlägen ist, desto besser.

Wie läuft eine VNS-Analyse ab?

Bei der VNS-Analyse werden die Zeitabstände zwischen den Herzschlägen mit einem Brustgurt gemessen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass den Patienten mindestens zehn Minuten Zeit gegeben wird, um zur Ruhe zu kommen. Während des Messens im Sitzen sollte auf alle Bewegungen, aber auch auf das Sprechen verzichtet werden. Die Messung ist dann beendet, wenn 520 Herzschläge aufgezeichnet wurden. Danach richtet sich auch die Dauer, denn je höher der Puls, desto schneller ist die Mindestzahl an Ausschlägen erreicht. Im Schnitt ist von fünf bis zehn Minuten auszugehen.

Gibt es sonst noch Dinge, die zu beachten sind?

Die VNS-Analyse ist absolut unbedenklich, ungefährlich und frei von Nebenwirkungen. Aber bei Patienten mit Vorhofflimmern und mit absoluter Arrhythmie können die Ergebnisse verfälscht sein. Auch Träger von Herzschrittmachern kommen für die VNS-Analyse nicht in Frage.



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